University Record (Trinity College, Dublin, Irland)
Jul 04, 2005 |
University Record (Trinity College, Dublin, Irland)
Du kannst mit "Underneath" nichts anfangen?
Du glaubst wohl, Du bist zu hip, um Hanson zu hören, was? Denk nochmal drüber nach.
von Stacy Altman
Es ist schon merkwürdig, wie sehr Menschen dazu tendieren, so gut wie alles in eine Schublade zu stecken -- und mit Etiketten wie "liberal", "Bubblegum Pop'", usw. zu versehen. Bleiben wir beim Beispiel Musik: wenn man im forgeschrittenen Teenager Alter bis Anfang 20 ist, dann ist obskur gleichbedeutend mit cool, und demnach sind auch nur jene Gruppen erwähnenswert, die irgendwie undurchsichtig und eher unbekannt oder aber mega coole Indie Gruppen sind.
Soweit so gut. Das Problem, das ich damit habe, ist die fixe Idee, sich nur auf einen einzigen Musikstil zu konzentrieren. Was ist denn aus dem Gedanken geworden, dass Musik in all ihren Formen wie ein kreativer Ausdruck ist, der Freude macht, eine Botschaft vermittelt oder zusammenschweißt, weil man sich mit ihr identifizieren kann? Ich meine, dass jeder einen individuellen Geschmack hat und genausogut mehrere verschiedene Musikrichtungen hören kann. Musik würde ich als Austausch von Ideen betrachten, als Kommunikation mit Erfahrungswert, und manch einer (zumindest geht es mir oft so) entdeckt dabei eine neue Musikrichtung oder Gruppe, sofern man nur offen genug dafür ist. Außerdem steht fest, dass Plattenfirmen das "Schubladen Denken" noch verstärken und noch starrer und genauer definiert aussehen lassen. Im Großen und Ganzen ist die Musik heute nicht mehr eine ausdrucksstarke Kunstform, die auf Talent, Emotionen und Erfahrungen aufbaut. Stattdessen ist aus ihr ein profitables Geschäft geworden, in dem niedliche kleine Headsets, tanzende Mädels, hübsche Gesichter, Effekthascherei und plumpe Retro Einflüsse die wesentlichen Bestandteile der Musik sind.
Um es gleich vorneweg zu sagen, ich bin selbst ein riesiger Hanson Fan gewesen (mit allem was dazu gehört, vom Gekicher bis zur Freude über jeden Artikel, der sich um die Popgruppe drehte). Die drei Brüder mit den blonden Haaren, die durch MmmBop berühmt wurden, waren damals meine unangefochtenen Lieblinge, und bis heute habe ich eine Schwäche für sie. Als ich erfuhr, dass sie ein neues Album veröffentlicht hatten, war für mich klar, dass ich es interessehalber anhören sollte (und dass ich ja, ebenfalls interessehalber, ein Interview mit Zac, dem Drummer machen könnte). Sie sind viel größer als ich es mir vorgestellt hatte, es kann aber auch sein, dass ich mich kleiner als gewöhnlich fühlte! Kurz gesagt, sie sind älter (Isaac 24, Taylor 21 und Zac 19) geworden und sehr viel reifer; Frontman Taylor ist mittlerweile Vater eines zweijährigen Kindes. Auch hatten sie in den letzten Jahren viel zu tun. Sie haben ein eigenes Indie Label gegründet (3CGRecords), haben ihr neues musikalisches Werk mit dem Titel "Underneath'" (überwiegend selbst) produziert und abgemischt, und sind mit ihrer Tour durch Asien und Amerika gefegt.
Dieser Artikel sollte urspünglich die Probleme des fehlgeschlagenen Images beleuchten, dass die Band bis heute verfolgt und Auswirkungen auf ihren Beliebtheitsgrad in der Zukunft hat. Schuld daran ist das strikte Schubladen Denken. Während ich in der Eingangshalle des Hotels saß, ist mir plötzlich eingefallen wie unecht dieses Vorhaben auf einige Leser wirken könnte. Hier war also eine Studentin, die sich im Endeffekt davon verabschiedet hatte, sich ausschließlich auf die Musik dieser einzigen Gruppe zu versteifen und mittlerweile Gefallen an anspruchsvolleren Künstlern wie PJ Harvey und KT Tunstall gefunden hat, und die jetzt allerdings versucht, das Interesse von Studenten für eben diese Gruppe zu wecken. Nachdem ich mich dann mit Zac unterhalten hatte, änderte ich das Thema und der Artikel sollte den Prozess aufzuzeigen, den die Band durchlaufen hatte, um ihre Integrität zu bewahren, und wie sie, um dies zu erreichen, den härteren Weg eingeschlagen hat: den über ihre eigene Plattenfirma.
Ich fand es richtig gut, dass die Zeit, die in Underneath investiert wurde, offenbar in die Entwicklung schöner Melodien, interessanter Texte und toller Refrains geflossen ist, und dass das Album gleichzeitig unverbrauchte Ausdrucksformen bereithält. Lässt man die Zeit ihres früheren Ruhms mal außen vor, fühlt man sich bei den klaren Harmonien an die Beach Boys erinnert und erkennt Elemente von Aerosmith (der Song "Hey" ist stellenweise Steven Tyler-mäßig), Springsteen, Billy Joel, den Bee Gees, und von Mellencamp, und darüber hinaus die "Show" Elemente der 20er und 30er Jahre (ein Beispiel dafür ist insbesondere der Refrain in "Crazy Beautiful").
Ja, es handelt sich im Grunde um einfache, leicht verdauliche Popmusik, aber in ihr hallen eben auch Einflüsse wieder, die auf ein echtes Musikverständnis schließen lassen. Individuell gefilterte Einflüsse, die den Sound ausmachen. Das allein ist an sich schon eine Leistung in der heutigen 'cookie-cutter' Plastikwelt des am Fließband produzierten Pop, Punk und Rock.
Außerhalb des Scheinwerferlichts haben sie sich wie kaum jemand zuvor durch direkten Kontakt eine treue Fanbasis aufgebaut, dazu die beste Fanseite zur Aufrechterhaltung dieser Verbindung, ein Fanzine und ein Merchandise Unternehmen. Diese umfassende Kontrolle ermöglicht ihnen das Wichtigste überhaupt -- zum einen, selbst zu bestimmen, was sie produzieren wollen und zum anderen, in direktem Kontakt zu ihren Fans zu stehen und zwar ohne die sonst üblichen Zwischenstellen. Sie sind ganz einfach nur, "drei Jungs, die alles selbst machen", was ihnen die totale Freiheit gibt, alles so umzusetzen wie sie wollen.
Gleichzeitig wurden sie sich über die Bürokratie bewusst, die in der Musikindustrie vorherrscht, über die desillusionierten Musikhörer und der sich im Untergrund etablierenden Tendenz, Musik über das Internet herunterzuladen. Hanson entschlossen sich dazu, auf eigene Faust weiterzumachen und nicht bei einem Label zu bleiben (Island/Def Jam Records), das die Backstreet Boys vertritt. "Pech für uns, dass die Entwicklung so kompliziert ist", gibt Zac zu. "Aber alles, auf was es ankommt, ist die leidenschaftliche Liebe zur Musik", wie er es so treffend in einem Interview für Launch ausgedrückt hat, Yahoo's Online Radiosender und Musikseite. Die Musikindustrie konzentriere sich leider auf die größtmögliche Sättigung, weniger auf neue Musik, eine treue Fangemeinde und eine echte Freiheit zum Experimentieren -- wie Zac andeutet -- "MTV spielt den bestplatzierten Titel 9.000 Mal landesweit und das innerhalb einer einzigen Woche. Bei der Musik geht es heute nur noch darum, wieviel man verkaufen kann und welche Art von Image gerade angesagt ist. Ob eine Basis an Talent und Loyalität vorhanden ist, auf die man sich immer verlassen kann, das ist in den Hintergrund getreten."
Hanson haben ihre früheren Probleme und das allgemeine Klima innerhalb der Musikindustrie hinter sich gelassen und ihren eigenen Weg gemacht, Singles veröffentlicht, große und kleine Gigs gespielt und ihre Musik so gut es ging verbreitet. Underneath wurde in Irland am 5. Februar veröffentlicht. Das Album ist vielseitig und birgt weit mehr Überraschungen als den unerreicht melancholischen, gegen Ende versteckten Titel "Broken Angel". Einige Songs gehen auf die Probleme, die sie mit ihrem alten Label hatten, zurück, darunter "Strong Enough to Break". Er handelt vom Kampf und davon, die Fähigkeit zu besitzen sich "gegenseitig wieder hochzuziehen" und "von der Musikindustrie", erklärt Zac.
Die Art und Weise, wie Musikangestellte heute ausgebildet und trainiert werden, um kompetente Bands auszuwählen, kann Zac nicht nachvollziehen und erinnert an die in den 60er Jahren verbreitete Ansicht über Musik, die als Ausdruck der Musiker selbst respektiert wurde, und an der sich alle erfreuen konnten, die sie anhören wollten.
Eingängige upbeat Titel wie "Hey" oder "Lost Without Each Other" (ihre zweite Single) tragen zur Vielfältigkeit des Albums bei, und die Songs haben eine tiefere Bedeutung. "Are you Listening?" ein Zeile aus dem zuletzt genannten Titel wurde zu ihrem Slog