PopMatters

Oct 23, 2005 | 

Der beliebteste Hanson
[14. Oktober 2005]
Setzen wir uns doch kurz zusammen und sprechen über die Dinge wie zwei Erwachsene

von Will Harris

Es ist ein harter und weiter Weg, den die Hanson Brüder hinter sich haben. Isaac, Taylor und Zac mussten sich erst an den Erfolg gewöhnen, den ihr Ohrwurm "MmmBop" mit sich brachte, und sich danach mit der unausweichlichen Enttäuschung zurechtfinden, dass von ihrem zweiten Album weniger Stückzahlen verkauft wurden als von dessen Vorgänger, obwohl es die beachtlichen künstlerischen Fortschritte, die die Band bis dahin gemacht hatte, unter Beweis stellte. Als sie Island/Def Jam den Rücken kehrten und ein unabhängiges Label gründeten, war es daher umso mehr eine angenehme Überraschung, dass das dritte Abum der Band, Underneath, nicht nur auf Platz #25 der Billboard's Top 200 einstieg, sondern es auch ganz an die Spitze der Independent Charts schaffte. Jetzt meldet sich die Band mit einem neuen Live Album zurück, The Best of Hanson Live & Electric, und mit einem Dokumentarfilm, der ihre schlechten Erfahrungen mit der großen Plattenfirmenindustrie thematisiert, und den Titel Strong Enough to Break trägt. Taylor Hanson -- den viele für das niedlichste Bandmitglied halten, was allerdings unbestätigt bleibt -- nahm sich die Zeit, um mit PopMatters über die musikalische Entwicklung der Band und deren Kampf für die unabhängige Musikszene zu sprechen. Und darüber, was sie den kleinen Seitenhieben und Spitzen seitens angesagter Indie Bands entgegenzusetzen haben, die sich daran stören, dass die neue Platte mit einer Coverversion von Radioheads "Optimistic" beginnt.

PopMatters (PM): Wie schwer ist es, die breite Publikumsmasse dazu zu bringen, Euch als ernstzunehmende Sänger/Songschreiber anzusehen, und nicht mehr als die Boyband, für die Ihr immer fälschlicherweise gehalten wurdet und eigentlich sowieso nie gewesen seid?

Taylor Hanson (TH): Als, das ist eine Entwicklung, die immer noch andauert. Man kann sich ja nicht selbst aussuchen, wie einen die Leute einordnen oder wahrnehmen. Die meisten Bands haben niemals diesen breiten, internationalen Erfolg, der uns vergönnt gewesen ist, gehabt. Ich meine, es ist ja ein Unterschied, ob man nur einen Hitsong hat, oder ob die Leute Dich sogar kennen, obwohl sie sich nicht mit Deiner Musik beschäftigen. Man kann dadurch Menschen auf der ganzen Welt erreichen, was wir nicht als selbstverständlich, und immer als großes Plus angesehen haben. Aber gut, als wir damals rauskamen, waren wir noch so jung, dass ein bestimmtes Image bis heute geblieben ist, und daran müssen wir arbeiten. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir uns niemals verstellt haben. Wir waren eben noch sehr jung, als wir angefangen haben, aber wir haben schon immer unsere Musik selbst geschrieben, sind aufgetreten und haben selbst gesungen ... und daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Unterschied zu heute ist, glaube ich, nur der, dass wir jetzt besonders wegen unseres unabhängigen Status ins Visier genommen werden. Wenn man den Zustand, in dem sich die Industrie gerade befindet, bedenkt, dann ist jetzt die einmalige Chance gekommen, sich einen eigenen Weg zu bahnen und seine Karriere selbst in die Hand zu nehmen. Es ist wichtig, dass man diese Gelegenheit nutzt und sich eigene Wege ins neue Musikgeschäft ebnet, das sich derzeit unglaublich verändert. Ich denke, das spielt auch eine Rolle in Bezug darauf, wie wir als Band verstanden werden wollen.

PM: Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass das bis zu einem gewissen Grad ein ganz schön mühseliger Kampf ist. Natürlich nicht bei den Musikfans, da sich diese ja ohnehin mit der Entwicklung befassen. Ich meine, in Musikerkreisen hat man Euch vom ersten Moment an mehr zugetraut als nur eine schnellebige Band zu sein, zum Beispiel hattet Ihr John Popper [von den Blues Traveler] von Anfang an auf Eurer Seite.

TH: Ja, Leute wie John Popper, Matthew Sweet, Jonny Lang, Carole King -- und all die Musiker, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Ich hab' immer gesagt, dass ich mich eher selbst herausfordere, als gegen die Auffassungen anderer Leute zu kämpfen. Man weiß für sich selbst sehr genau, zu was man eigentlich fähig ist, und was man glaubt tun zu müssen, also sollte man sich im Grunde nicht ständig fragen, was dieser oder jener davon hält. Man muss sich einfach nur sagen "Was soll ich tun? Welches Ziel möchte ich mit meiner Musik und meiner Karriere verfolgen?" Solange man sich darüber im Klaren ist, funktioniert's auch.

PM: Da wir gerade von Matthew Sweet sprechen, ich weiß, dass nach dem zweiten Album eine Menge Gerüchte auftauchten, und dass es unter anderem hieß, Ihr würdet Ric Ocasek als Produzenten mit ins Boot nehmen und mit Adam Schlesinger von den Fountains of Wayne einige Songs schreiben. Und dann kam plötzlich die Zusammenarbeit mit Matthew Sweet ins Spiel. Aber ansonsten hat sich nichts von den Gerüchten bewahrheitet. Ist da jemals was daraus geworden, wurde es abgebrochen oder was ist da passiert ...?

TH: Für das zweite Album hatten wir zunächst mit Ric Ocasek zusammengearbeitet, doch daraus ist nichts geworden. Das hatte verschiedene Gründe, zum Beispiel hat die richtige Dynamik gefehlt, um ein komplettes Album fertigzustellen; speziell bei diesem Album hat es eben nicht hingehauen. Aber es gab auch Probleme wegen der Firmenpolitik unserer früheren Plattenfirma. Mit Ric, den wir sehr schätzen, haben wir nach wie vor Kontakt und schließen eine künftige Zusammenarbeit nicht aus. Und was Adam Schlesinger betrifft, mit ihm hatten wir für unser erstes Album zusammengearbeitet, aber die Songs kamen dann schlussendlich doch nicht auf die Platte. Gerüchte sind eben nur Gerüchte und entsprechen nicht immer der Wahrheit. Aber es stimmt, wir haben für jedes unserer Alben schon eine ganze Reihe von Projekten mit vielen tollen Leuten zusammen verwirklicht.

PM: Ich hab' mich gefragt, inwiefern die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern tatsächlich auf Eurer eigenen Idee beruht, oder ob da nicht doch eher Island/Def Jam die treibende Karft gewesen ist.

TH: Während unser letztes Album entstanden ist, ... haben wir eine Dokumentation gefilmt, die sich ein Stück weit mit dem Kampf befasst, den wir mit unserer ererbten Plattenfirma hatten: Island/Def Jam. [Die Band war ursprünglich bei Mercury unter Vertrag und fiel dann einer Firmenfusion zum Opfer.] Aber es gab sicherlich genauso interne Probleme mit Leuten, die mit Musik im Grunde nichts am Hut haben, und die immer nur sagen "Wer ist gerade in der Top Ten? Mit denen müsst Ihr arbeiten!" Wir haben unsere Entscheidungen aber nie nach diesem Gesichtspunkt gefällt, sondern haben immer gesagt "Nein, wir würden lieber mit dieser und jener Person arbeiten, weil wir sie für fähig halten." Das gilt für alle, von Danny Kortchmar -- der zwar gerade keine Top Ten Hits produziert, dafür aber schon mit den ganz Großen zu tun hatte, Billy Joel zum Beispiel und Carole King -- bis hin zu Leuten wie Greg Wells, der bis dahin nur solche Sachen wie Rufus Wainwright produziert hatte, als wir vor einigen Jahren zusammen kamen. Man entscheidet sich ganz bewusst für die Zusammenarbeit mit Leuten, die man mag und schätzt.

PM: Underneath war im Großen und Ganzen ein voller Erfolg, besonders wenn man bedenkt, dass die Band sich von der großen Plattenfirma abgewandt hat und ein unabhängiges Label gründete. Hattet Ihr nicht zumindest ein bisschen Angst davor, wieder eine Indie Band zu werden?

TH: Ein bisschen Angst ist immer im Spiel. Manchmal ist es gut, Angst zu haben. Manchmal ist es nicht schlecht, wenn man dem wahren Stand der Dinge ins Auge sieht. "Okay, es könnte passieren, dass wir damit voll auf die Nase fliegen!" Ich glaube für uns stand immer außer Frage, dass wir es wieder soweit schaffen wollten, dass wir auch in Zukunft mit unserer Musik weitermachen können, und dass wir es geschafft haben, verdanken wir zu einem großen Teil unseren Fans. Wir haben immer ganz tolle Fans gehabt und immer alles daran gesetzt, sie bei Stange zu halten. Zwischen dem vorherigen Album, This Time Around, und Un

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