Die Boyband ist erwachsen geworden
Jun 25, 2005 |
Die Boyband ist erwachsen geworden
von LAUREN McMENEMY
4.Juni 2005
JEDER sollte ein wenig Zeit mit Hanson verbringen, allein schon deshalb, weil sich dadurch alle Vorurteile, die man von der Band hat, als falsch erweisen.
"Vor kurzem hat mir jemand während eines Interviews gesagt, `Als Ihr damals rausgekommen seid, wart Ihr ja solche Saubermänner'," sagt Isaac Hanson, 24, der ehemalige Musik-Kinderstar, jetzt Gitarrist in der Band der Brüder. "Ich antwortete ihm, `Damals war der Drummer gerade mal 11 Jahre alt. Was zum Teufel habt Ihr denn erwartet? Etwa dass der Junge auf Koks ist?' ?"
Genau das ist das Dilemma, in dem die Hansons stecken. Es ist noch nicht lange her, dass die Brüder aus Amerika zu den größten Teenie Idolen der Welt zählten. 1997 wurden sie zur Sensation, als sie mit dem ansteckenden MmmBop einen weltweiten Hit landeten.
Dann, geplagt von Problemen mit ihrer Plattenfirma, wurde es um Hanson sehr still.
Jetzt sind die Jungs zurück auf der Bildfläche - und sie sind weltgewandter und haben von ihrem Geschäft mehr Ahnung als man annehmen würde. "Wir befinden uns in einem System, das sich mit vielen Veränderungen herumschlagen muss," sagt der mittlerweile 19-jährige Drummer Zac. "Es gibt Toiletten- und Alkoholfirmen, die ganze Musikgesellschaften besitzen (Seagrams und Vivendi). Diese werden dann wie Rohstoffmärkte geführt. Viele Kenner der Musikszene sind schon längst nicht mehr dabei, weil sie von Buchhaltern und Anwälten ersetzt wurden, die nur die Sprache der Geschäftswelt sprechen."
Die Männer, die in Hanson stecken, nehmen den Kampf auf. Sie haben von ihrem Major Label Exkurs Ende der 90er Jahre viel gelernt und wurden zu leidenschaftlichen Fans, die sich für die Musik einsetzen.
Isaac fragt sich, warum Radiosender dem Werbefaktor einen so hohen Stellenwert beimessen, wenn es darum geht, erfolgreich zu sein, anstatt sich nach dem zu richten, was die Hörer wollen. "Das ist der gigantische Fluch, der im System steckt", sagt er.
Zac findet: "Das kommt daher, weil alle immer nur nach Hits suchen. Auf der einen Seite gibt es Songs, die eine Kultur zusammenhalten können und eine Fanbasis schaffen - und auf der anderen Seite gibt es eben die Songs, die binnen der ersten 30 Sekunden für größtmögliche Aufmerksamkeit sorgen. Das sind zwei ganz unterschiedliche Ansätze."
Die Ironie, die im Ansatz von Hanson steckt, meint Zac, liege in der Tatsache, dass sie die Leute dazu auffordern, die Medien für sich zu gewinnen. "Wir versuchen den Fans klarzumachen, dass sie aktiv sein müssen und dass ihre Meinung zählt. Sie werden gebraucht. Aber sie müssen den Mund aufmachen und den Medien zeigen, welche Musik sie tatsächlich hören wollen. Sie müssen den Ton angeben, weil die Sache, um die es geht, einfach zu wichtig ist."
"Wir als Generation werden mal nach den Dingen beurteilt werden, die wir hervorgebracht haben, nach den Medien und nach der Musik, die im Radio und im Fernsehen übertragen wurde, und wenn wir nicht in die Gänge kommen, werden unsere Kinder sich das rückblickend ansehen und zu dem Schluss kommen, dass wir versagt haben." Taylor, Sänger/Pianist, 21 Jahre alt, schließt sich der Meinung seiner Brüder an. "Erkennt die Möglichkeiten und die noch vorhandenen Lebensfunken, und helft mit, dass sich die Medien auf ein Publikum berufen können, denn Ihr seid wirklich die einzigen, die tatsächlich eine Veränderung herbeiführen könnt."